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TuS trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Martin Stroot

29.07.2022
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Mittwoch verstarb unser langjähriger Ehrenvorsitzender Martin Stroot im Alter von 94 Jahren.

Im Jahr 1972 übernahm er den Vorsitz des Sportvereins zusätzlich zu seiner Aufgabe als Bürgermeister der Gemeinde Recke, als durch den Tod des bisherigen Amtsträgers Dr. August Götte ein Nachfolger zu finden war. Erleichtert hat ihm dieser Entschluss sicherlich, dass der Kern der Vereinsführung seinerzeit aus Amtsträgern der Gemeinde bestand. Und so war der Verein bestens aufgestellt, im Zuge des Aufbaus des Schul- und Sportzentrums Impulse für den Recker Sport zu setzen und die vielfältigen Aufgaben auf mehrere breite Schultern zu verteilen.

Es folgte die Gründerzeit vieler neuer Abteilungen, verbunden mit einem deutlichen Wachstum der TuS-Gemeinde. Martin Stroots Anliegen war es, alle denkbaren Sportangebote im Verein zu bündeln, um der Jugend eine breite Palette an sportlichen Aktivitäten zu ermöglichen.

Als die politischen Ämter, die Martin Stroot ausfüllte, eine Fortführung des Vorsitzes nicht mehr gestatteten, fand er in Josef Surholt einen Nachfolger, den er über Jahre unterstütze. Josef Surholt und der Verein dankten es ihm mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des TuS Recke. Auch dieses Ehrenamt hat er über Jahrzehnte würdig angenommen und vertreten.

Am Mittwoch nehmen wir in tiefer Trauer, aber vor allem auch großer Dankbarkeit Abschied von Martin Stroot.

Einen kleinen Einblick in seine Zeit als Vorsitzender des Vereins gibt ein anlässlich seines 90. Geburtstages geführtes Gespräch, das wir hier erneut veröffentlichen:

TuS: Was hat Sie zum Sport geführt? Welche Sportarten haben Sie ausgeübt?

Stroot: Von Haus aus bin ich Leichtathlet. Ich war aktiv bei Grün-Weiß Steinbeck und als Mittelstreckler (1500m) durchaus erfolgreich. Ferner habe ich Feldhandball und Tischtennis bei Grün-Weiß gespielt. Zum TuS kam ich erst deutlich später. Meine Frau war dort viel eher Mitglied. Als Bürgermeister von Recke wurde natürlich schon regelmäßig eine Mitgliedschaft angefragt.

TuS: Ich habe einmal kurz nachgeschaut. Ihre Frau hat als Eintrittsdatum den 1.1.1964, Sie den 1.1.1972.

Stroot: Acht Jahre? Das hätte ich nicht gedacht. Seinerzeit war eine Mitgliedschaft in beiden Vereinen eher unüblich und nicht gerne gesehen, so dass ein Eintritt in den TuS mit dem Austritt bei Grün-Weiß verbunden war. Dadurch habe ich wohl etwas länger gebraucht, um meiner Frau zum TuS zu folgen.

TuS: Gut, dass dies heute anders ist. Jedenfalls bin ich bisher noch nicht mit Argwohn auf meine Doppelmitgliedschaft angesprochen worden. Ein gutes halbes Jahr reichte also, um sich für den Vorsitz im TuS zu qualifizieren?

Stroot: Durch meine Tätigkeit als Bürgermeister pflegte ich immer schon einen engen Kontakt zum TuS Recke. Abgesehen vom damaligen Vorsitzenden Dr. August Götte bestand der geschäftsführende Vorstand aus Mitarbeitern der Gemeinde. Das Rathaus war gewissermaßen die Geschäftsstelle des TuS. Als August Götte nach kurzer Krankheit überraschend verstarb, kamen die TuSler aus der Verwaltung auf mich zu und überzeugten mich mit der Aussicht, dass ich mich nicht um die Papierarbeit zu kümmern bräuchte. Und sie haben Wort gehalten.

TuS: Hierdurch kam es zu der Konstellation, dass der TuS von Ihnen und Grün-Weiß von Ihrem Bruder als Vorsitzender geführt wurde.

Stroot: Ja, das sportliche Geschehen war in der Familie allgegenwärtig

TuS: Was können Sie rückblickend über Ihre Zeit als Vorsitzender festhalten?

Stroot: Die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Vorstand und in den Abteilungen war hervorragend. Jeder erledigte seine Aufgaben gewissenhaft und der Zusammenhalt war gut. Einen Einschnitt bedeutete für mich die Kreisreform 1975. Hierdurch verlagerten sich viele politische Termine nach Steinfurt, das damals nur mit entsprechendem zeitlichen Aufwand von Recke aus zu erreichen war, da die A30 und die ausgebaute B70 noch nicht existierten. Die Zeit war durchaus als stressig zu bezeichnen. Damals (1976) hatte ich schon Kontakt zu Josef Surholt, seinerzeit Abteilungsleiter der Leichtathleten, aufgenommen, um ihn als Nachfolger zu gewinnen. Aber sein Arbeitgeber machte ihm klar, welche Prioritäten er zu setzen hätte. Zwei Jahre später war die Zeit dann reif, um mich zu entlasten.

TuS: Woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Stroot: Die Zeit mit Josef Surholt war eine richtig gute. Wir pflegten einen sehr engen vertrauensvollen und freundschaftlichen Kontakt und agierten im Rahmen unserer Möglichkeiten für den TuS und die Gemeinde. Im Zusammenhang mit dem Bau des Schulzentrums hat sich die Einforderung einer Aula zur Nutzung auch durch die Gemeinde und den TuS mehr als bezahlt gemacht. In Recke gab es keine adäquaten Möglichkeiten für die immer zahlreicheren TuS-Mitglieder ein gemeinsames Winterfest zu feiern. Mit den Möglichkeiten der Aula konnten alle TuSler gemeinsam feiern. Dies hat dem Zusammenhalt im Verein sehr gut getan. Den Vorsitz an sich habe ich immer als eine schöne verantwortungsvolle Aufgabe empfunden. Der TuS und sein Vorsitzender haben eine Verantwortung in der Gemeinde und werden als solche auch geachtet.

TuS: Welche Erinnerung löst eher Unbehagen aus?

Stroot: Da gibt es wenig.

TuS: Sie sehen topfit aus. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Stroot: Arbeit hält jung. Ich gehe noch täglich in den Betrieb. Ok, heute kann es auch schon einmal später werden, also dass ich erst gegen 8:15 Uhr starte. T

TuS: Was verfolgen Sie heute noch im TuS-Geschehen?

Stroot: In erster Linie bin ich Fußball-Fan. Bei passendem Wetter sehe ich mir die Heimspiele des TuS an.

TuS: Was hat sich in den vergangenen 40(!) Jahren geändert?

Stroot: Das ehrenamtliche Engagement verteilt sich in der Gemeinde auf immer weniger Schultern. Zu Zeiten der Ansiedlung der Fürstenberg-Schule hatten wir als Gemeinde eine Präsenz-Pflicht für die Lehrer eingefordert und entsprechende Bauplätze zur Verfügung gestellt. Diese Generation habe ich als sehr engagiert wahrgenommen. Es kamen neue Impulse und neue Sportarten nach Recke, die bisher nicht im Angebot des TuS waren. Die Einbindung der Lehrer der Schulen in das Gemeindeleben hat dem Ort sehr gut getan. Viele haben sich seinerzeit eingebracht und sind zum Teil jetzt noch aktiv, sei es z.B. im Kulturverein oder im Sportverein. Auf der anderen Seite gibt es heute ein Anspruchsdenken an die Vereine, dem die Ehrenamtler nicht gerecht werden können.

TuS: Herzlichen Dank und weiterhin alles Gute!

Das Gespräch führte Peter Schröer.